Arnemann in Sendenhorst

Individuelles Konzept für einen neuen Abferkelstall

Die Schweinehaltung in Deutschland befindet sich im Umbruch, da Freilaufbuchten in der Abferkelung nun per Gesetz zur Norm werden. Die Sauenhalterin Klaudia Arnemann aus dem nordrhein-westfälischen Sendenhorst hat die Buchtengestaltung für ihre neuen Abferkelstall mit Freilauf-Abferkelbuchten selbst entworfen.

Beim Betreten des 2 Jahre alten Stalls mit Freilauf-Abferkelbuchten fallen gleich mehrere Dinge auf. Durch die vielen Fenster im Mittelgang und in den einzelnen Stallabschnitten ist es auffallend hell. Außerdem ist es im Stall frisch – nicht nur in Bezug auf die Temperatur, sondern auch in Bezug auf die Luftqualität. Klaudia Arnemann betont, dass die Temperatur zwar von den äußeren Bedingungen abhängt, sie aber bestrebt ist, die Temperatur im Stall unter 20 °C zu halten. “Für die Sauen sind etwa 18 °C optimal. Die Temperatur im Ferkelnest können wir steuern.”

Klaudia Arnemann betreibt zusammen mit ihren Eltern Sauenhaltung im geschlossenen System mit 250 Camborough®-Sauen (29 abgesetzte Ferkel/Sau/Jahr) und 2.300 Mastplätzen. Des weiteren gehören 120 ha Ackerland zum Betrieb.

Um den neuen Abferkelstall an heißen Tagen kühl zu halten, ist der Lufteinlass mit einem System zur Wasservernebelung ausgestattet. Der Unterschied zum alten Bereich ist beträchtlich: Dort ist es deutlich wärmer, und die Luft ist drückender. Der Bereich mit Rosten aus Gußeisen, in dem sich die Sau hinlegen kann, trägt ebenfalls zu einer angenehmeren Temperatur bei. Die Kunststoffroste halten die von der Sau abgegebene Wärme zurück.

Maßgeschneiderte Freilauf-Buchten im Abferkelstall

Da die Abferkelabteile im alten Stall ersetzt werden müssen, wurde 2020 ein neuer Stall gebaut. Hier ist befinden sich bereits zwei Drittel der benötigten Abferkelbuchten. Seit 2021 ist es in Deutschland gesetzlich vorgeschrieben, dass Sauen nur noch fünf Tage lang in Ferkelschutzkörben gehalten werden dürfen, wobei die Landwirte 15 Jahre Zeit haben, entsprechende Anpassungen und Umbaumaßnahmen umzusetzen. Im Vorgriff auf die Gesetzesänderung beschäftigte sich Klaudia Arnemann mit den Möglichkeiten für Abferkelbuchten mit Freilauf. Sie hatte eine lange Wunschliste: Die Abferkelbuchten müssen sich schnell und sicher öffnen lassen, das Ferkelnest muss gut sichtbar sein, Beobachtung und Hilfe bei der Geburt müssen einfach sein, die Einrichtung muss leise sein und natürlich müssen die Abferkelbuchten die gesetzliche Mindestgröße von 6,5 m2 erfüllen.

Der Betrieb Arnemann aus der Vogelperspektive.

Mit dieser Wunschliste wandte sie sich an den Stalleinrichter En-Sta, mit dem sie ihre eigenen Abferkelbuchten entwickelte. Die beweglichen Türen lassen sich mit einem Hebel schnell öffnen und leichtgängig ohne Klappern bewegen. “Es muss so einfach wie möglich sein, aber auch sicher”, sagt Arnemann.

Die Sauen kommen normalerweise fünf Tage vor dem Abferkeln in die Abferkelbucht und werden bis zu zwei Tage vorher eingesperrt. Zwischen 2 und 5 Tagen nach dem Abferkeln öffnet Arnemann die Türen erneut. “Das hängt davon ab, wie viele Ferkel es sind, wie gut sie sich im Ferkelnest bewegen können und wie gut sie trinken. Bei jeder Sau versuche ich den besten Zeitpunkt abzupassen, um sie loszulassen.” Die Kosten für diese Abferkelbuchten liegen laut Arnemann um etwa 500 € höher als bei den traditionellen Abferkelbuchten. Allerdings liegen die Kosten liegen nicht so sehr im Material begründet, sondern in der größeren Gesamtfläche des Stalls.

Die Platzierung des Troges ist immer noch ein wichtiger Punkt

Im Abferkelbereich stehen die Sauen wegen der Platzierung des Troges mit dem Kopf zur Wand, aber in der Praxis wenden sie sich dem Gang zu, sobald der Ferkelschutzkorb geöffnet wurde, damit sie alles im Auge behalten können. Diese Übersicht sorgt dafür, dass die Sauen kaum nach oben oder hinten schauen, wenn Besucher den Stall betreten. Diese Ruhe übertragen sie auf ihre Ferkel. Es gibt kein Getrappel von Ferkelnklauen, die weglaufen, wenn jemand den Stall betritt.
Wann die alten Abferkelbuchten umgebaut werden, weiß Arnemann noch nicht. Es gibt zu viele Unwägbarkeiten bei dieser Investition.

Laut Arnemann ist die Platzierung des Troges nach wie vor ein zentraler Punkt. Da die Sauen lieber umgekehrt liegen, koten sie manchmal in den Trog. Das bedeutet häufigere Kontrollen, zumal Arnemann ad libitum füttert. Manchmal koten die Sauen auch in die Tränke neben dem Trog.

Spielerisch das Wassertrinken lernen

Die Tränke ist einige Zentimeter über dem Boden angebracht, damit die Ferkel zusammen mit der Sau trinken können. Schon wenige Tage nach der Geburt stecken die Ferkel ihre Nasen in das Wasser. Kurz vor dem Absetzen trinken sie bereits gemeinsam mit ihrer Mutter. Nach dem Absetzen erhalten die Ferkel zunächst noch Wasser aus einer Schalentränke.

Die abgesetzten Ferkel entdecken spielerisch die Trinknippel in ihren Buchten und trinken in kürzester Zeit daraus. Arnemann hat wenig Probleme mit dieser Umstellung. Die Zufütterung erfolgt in der Abferkelbucht mit einem separaten Fressnapf. Da die Ferkel nach vier Wochen abgesetzt werden, wiegen sie beim Absetzen 7-8 kg, aber auch schon bis zu 10 kg.

Optimales Ferkelnest

Das Ferkelnest ist aus Gründen der Kontrollierbarkeit an der Gangseite platziert und bietet eine freie Sicht von hinten nach vorne durch das Abteil. Damit sich die Ferkel nach der Geburt besser orientieren können, arbeitet Arnemann mit Trennwänden. Die Nester sind mit einer Fußbodenheizung mit einstellbarer Temperatur ausgestattet. Nach ein paar Tagen sinkt die Temperatur allmählich ab. Beheizt wird die Fußbodenheizung mit heißem Wasser aus der Biogasanlage des Nachbarn, die einige hundert Meter entfernt steht. Die überhängenden Kanten an der Ferkelnestabdeckung sorgen dafür, dass die Wärme im Nest bleibt. Die Abdeckungen sind mit Wärmelampen ausgestattet, aber die sind laut Arnemann überflüssig: “Die Heizung des Ferkelnestes ist so gut, dass wir die Lampen eigentlich nicht brauchen.”

Klaudia Arnemann hat die Buchten selbst entworfen. Die Handhabung sollte einfach und leicht zu bewegen sein.

Geräumigere Buchten für große Sauen

Wenn Arnemann einen Nachteil der Abferkelbuchten nennen muss, dann ist es die Fläche. Der gesetzliche Standard von 6,5 m2 ist für die meisten Sauen gut, aber die Topigs-Sauen scheinen mehr Platz zu brauchen: “Die Topigs-Sauen sind ein bisschen größer als unsere PIC-Sauen. Das gilt für Sauen ab dem fünften Wurf. Für diese großen Tiere sind 7,5 m2 besser.”

Arnemann möchte für die großen Sauen in jedem Abteil einige Buchten auf einer größeren Fläche einrichten. Sie ist sich sicher, dass die letzten Abteile im alten Stall umgebaut werden müssen, denn das Wohlbefinden und die Gesundheit der Sauen ist im neuen Stall viel besser.

Die Freilauf-Abferkelbucht ist vor allem für die Fundamente der Sauen eine Verbesserung: “Weil sie sich mehr bewegen, haben sie weniger Gelenkprobleme.”

Arnemann ist zufrieden mit der von der Regierung festgelegten Umstellungszeit. Der deutsche Schweinesektor befindet sich seit zwei Jahren in einer Krise mit extrem niedrigen Preisen, die Investitionen schlicht unmöglich machen. “Und wir müssen erst einmal sehen, wohin sich unsere Landwirtschaft entwickelt. Auch hier spricht die Regierung von einem Abbau der Nutztierhaltung. Ohne Klarheit kann und will ich in den letzten Abschnitten nicht investieren.”

Dieser Artikel wurde ursprünglich bei Boederij (niederländische Fachzeitschrift) und Pig Progress veröffentlicht.

Link zum Originalartikel auf pigprogress.net (Englisch):
Farm visit: Customising a new free-range farrowing barn (pigprogress.net)