Tierwohl braucht passende Genetik

Tierwohl ist mehr als Haltungstechnik – es ist ein Erfolgsfaktor

In der heutigen Schweineproduktion ist Tierwohl kein Nischenthema oder Marketingtrend mehr – es ist eine Anforderung, die in Gesetzgebung, Verbraucheransprüchen und Vorgaben des Handels verankert ist. In ganz Europa beschleunigt sich der Übergang zu Gruppenhaltung und freien Abferkelsystemen. Die Einhaltung von Tierschutzstandards ist zu einem zentralen Leistungsindikator für moderne Schweinehaltung geworden. 

Doch Tierwohl bedeutet mehr als nur Gestaltung des Stalls. Er erfordert Sauen, die in den neuen Systemen funktionieren: Tiere, die sich sicher bewegen, ein ruhiges Verhalten zeigen und selbstständig abferkeln können. Ohne die richtige Genetik erhöht der Übergang zu tierfreundlicheren Systemen das Risiko von Lahmheiten, erdrückten Ferkeln, Reproduktionsproblemen und höherem Arbeitsaufwand. 

Die Frage, die sich den Landwirten stellt, lautet: Wie kann man die Produktivität aufrechterhalten, wenn die bislang praktizierte Fixierung wegfällt? 

Die Lösung: Zucht von Tieren, die ins System passen. 

Funktionale Merkmale als Schlüssel für erfolgreiches Tierwohl 

In tierwohlorientierten Haltungssystemen müssen Sauen mehr leisten: Sie bewegen sich mehr, stehen häufiger auf, interagieren mit anderen Tieren. Dafür braucht es Tiere, die sowohl körperlich als auch verhaltensseitig geeignet sind. 

PIC hat deshalb gezielt eine Kombination aus phänotypischen und verhaltensbasierten Merkmalen im Zuchtprogramm integriert, die eine erfolgreiche Anpassung an neue Systeme ermöglichen. 

Struktur und Belastbarkeit: Gesunde Fundamente, Klauen und Knochen

In der Gruppenhaltung ist die körperliche Belastung für die Sau höher. Bewegungsapparat, Gelenke und Klauen müssen stabil sein, um Verletzungen zu vermeiden und die Leistung über mehrere Laktationen zu sichern. 

PIC setzt dabei auf: 

  • Beurteilung von Fundament und Gangbild per Videoanalyse und KI-gestützter phänotypischer Einstufung, 
  • systematische Erfassung von Klauenverletzungen in Zucht- und Produktionsherden, 
  • Analyse von Daten zur Nutzungsdauer mit Fokus auf Langlebigkeit und kontinuierliche Leistung, auch über den fünften Wurf hinaus. 

In den Elite-Betrieben wurde die KI-gestützte Bewertung von Körperbau und Gangbild eingeführt. Diese objektive Methode ermöglicht die gezielte Auswahl von Tieren mit optimalem Fundament und Klauenstruktur. Dies erfolgt nicht nur bei den Jungsauen, sondern wird über mehrere Reproduktionszyklen wiederholt, um auch die weitere körperliche Entwicklung in die Datengrundlage aufzunehmen. So werden über die verwandtschaftlichen Verknüpfungen auch die Selektionsentscheidung der nächsten Generationen beeinflusst und genauer. Für Sauen, die in modernen Tierwohlställen stabil und leistungsfähig sind und bleiben. 

Verhalten und Temperament: Ruhe statt Risiko 

Nicht nur der Körper muss mit neuen Systemen zurechtkommen – auch das Verhalten spielt eine entscheidende Rolle. Unruhe, Aggression oder übermäßige Reaktivität führen zu Stress, gefährden Ferkel und erschweren das Management. 

Deshalb analysiert PIC: 

  • das Verhalten von Sauen in Gruppen und im Abferkelbereich, 
  • Merkmale wie Lautäußerungen, Aufstehverhalten und Reaktionen auf Ferkel, 
  • genetische Zusammenhänge zwischen Temperament und Ferkelüberleben. 

Ruhige, berechenbare Tiere senken nicht nur das Risiko für erdrückte Ferkel, sondern erleichtern auch die tägliche Arbeit. Weniger Geburtshilfe, bessere Nutzung der Zitzen und mehr Sicherheit im Stall sind das Ergebnis. 

Mehr zu diesem Aspekt Mehr Freiheit für die Sau – Erfahrungen aus Spanien

Ferkelvitalität: Gleichmäßigkeit von Anfang an 

Tierwohl beginnt lange vor der Geburt. Die Selektion auf gesunde intrauterine Entwicklung, gleichmäßige Ferkel und stabile Geburtsgewichte hat es PIC ermöglicht, den traditionellen Zielkonflikt zwischen Fruchtbarkeit und Vitalität zu überwinden. Einheitliche und hohe Geburtsgewichte sind wichtiger Indikator für Tierwohl und Überlebensfähigkeit. 

Wichtige genetische Fortschritte bei der PIC: 

  • Die Reinzuchtlinien L04 und L05 haben zwischen 2020 und 2024 eine durchschnittliche Zunahme des Geburtsgewichts um +80 g bzw. +40 g erzielt. 
  • Der Anteil der Ferkel unter 900 g ist deutlich gesunken – von über 10 % auf unter 6 % in Camborough®-Würfen (bei gleichzeitig gestiegener Wurfgröße). 
  • Die genetische Analyse umfasst auch Streuung der Würfe (Größe und Qualität) und Leistungen in den einzelnen Wurfnummern. 

Diese Fortschritte werden durch mütterliche Verhaltensmerkmale unterstützt, wie Gelassenheit der Sau und Kolostrum Verfügbarkeit, die das frühe Ferkelüberleben ohne menschliches Eingreifen verbessern. 

Reproduktionserfolg: Stabilität auch in Gruppenhaltung 

In der Gruppenhaltung ist es besonders wichtig, dass Sauen zuverlässig und zügig nach dem Absetzen in Rausche kommen. Störungen im Hormonhaushalt oder durch Stress können den Reproduktionsrhythmus durcheinanderbringen. Das führt zu Verzögerungen bei der Belegung, erschwert die Planung – und erhöht den Arbeitsaufwand. 

Das PIC-Zuchtprogramm legt großen Wert auf erfolgreiche und stabile Reproduktion. Mit dem Merkmal „Reproduktionserfolg“ hat PIC 2024 ein weltweit neues und einzigartiges Merkmal eingeführt. Dieses Merkmal beschreibt die Wahrscheinlichkeit, dass eine Sau mindestens drei Würfe absolviert. Bekanntermaßen erreichen Sauen ihre produktivste Phase ab dem dritten/vierten Wurf. 

Einzigartig ist dieses Merkmal, da es auf Tausenden von Datensätzen von Sauen aus konventionellen Praxisbetrieben sowie deren vollständigen Abstammungsinformationen basiert. 

Reproduktionserfolg bedeutet zudem: 

  • kurzes Absetz-Belege-Intervall (ABI), 
  • verlässliche Ovulationszeiten, 
  • stabile Leistungen auch nach der ersten Laktation, ohne typischen Leistungseinbruch im zweiten Wurf 

Ergebnisse aus der Praxis zeigen: Über 85 % der PIC-Sauen bleiben bis nach dem fünften Wurf im Einsatz – mit einem durchschnittlichen Absetz-Belege-Interval von unter 5,5 Tagen. 

Das sorgt für stabile Produktionsrhythmen, weniger Nachbelegungen und eine bessere Ausnutzung von Ressourcen und Arbeitszeit

Mehr zum Merkmal „Reproduktionserfolg“: Mehr Jungsauen schaffen es in den dritten Wurf!

Tierwohl und Leistung sind kein Widerspruch 

Für PIC ist Tierwohl kein Zusatz, sondern ein fester Bestandteil der Zuchtstrategie. Merkmale wie gutes Bewegungsbild, ruhiges Verhalten oder Ferkelvitalität fließen direkt in den Selektionsindex ein – und haben damit den gleichen Stellenwert wie Fruchtbarkeit oder Tageszunahmen. 

Drei Säulen bilden die Grundlage: 

A. Daten aus der Praxis – weltweit 

Zuchtentscheidungen basieren nicht nur auf Daten aus Nukleus- und Vermehrungsbetrieben, sondern auch auf Daten aus Praxisbetrieben in verschiedenen Ländern. Dabei werden Verhalten, Klauengesundheit und Merkmale des Körperbaus mit Leistungsdaten wie Fruchtbarkeit, Nutzungsdauer und Ferkelüberleben verknüpft. 

Das Ziel: Sauen, die unter realen Bedingungen verlässlich hohe Leistungen bringen. 

Mehr hierzu: Genetik: Die Basis für die Langlebigkeit von Sauen

B. Digitale Phänotypisierung – objektiv und effizient mit KI-Unterstützung 

Mit Hilfe von Kameras, Bewegungserkennung und Technologien zur Verhaltenserfassung erfasst PIC feinste Unterschiede im Bewegungsablauf oder Verhalten. Diese digitalen Messungen machen die Beurteilung objektiver und präziser – ein großer Fortschritt gegenüber rein visueller Bewertung. 

So werden z. B. Tiere mit stabilem Fundament oder ruhigem Verhalten früher erkannt und gezielt für die weitere Zucht genutzt. 

Mehr hierzu: PIC hat das Zeitalter der digitalen Phänotypisierung eingeläutet

C. Datenerfassung von Kreuzungstieren unter Praxisbedingungen (GNX-Programm) 

Über das GNX-Programm testet PIC die genetische Leistung unter realen Bedingungen – also in Systemen mit Gruppenhaltung, freien Abferkelbuchten und praxistypischem Management. So wird sichergestellt, dass der Zuchtwert sich in Ergebnissen auf Praxisbetrieben niederschlägt. Durch die Gewichtung von Fundament/Bewegungsbild, Vitalität und Reproduktionskennzahlen züchtet PIC Tiere, die in realen Produktionssystemen zuverlässige Leistungen bringen – egal, ob mit oder Ferkelschutzkorb, in kleinen oder großen Gruppen, oder in welchem Produktionsabschnitt. 

So gehen Tierwohl und Leistung Hand in Hand – und nicht auf Kosten des anderen. 

Mehr hierzu: Innovative Technologien für robuste Tiere und nachhaltige Produktion

Tierwohl beginnt bei der Auswahl der richtigen Merkmale 

Moderne Sauen müssen körperlich robust, verhaltenssicher und reproduktiv stabil sein. PIC verbindet diese Anforderungen in einem Zuchtansatz, bei dem Tierwohl nicht als Kompromiss, sondern als Leistungsmerkmal verstanden wird. 

Das bringt dem Sauenhalter konkrete Vorteile: 

  • Längere Nutzungsdauer, 
  • geringere Verluste durch Klauenprobleme oder Verhaltensauffälligkeiten, 
  • weniger Ferkelverluste durch bessere Vitalität, 
  • mehr Arbeitssicherheit im Umgang mit den Tieren, 
  • stabiles Leistungsniveau auch bei veränderten Haltungsbedingungen. 

Ob beim Übergang zu freier Abferkelung, der Optimierung der Gruppenhaltung oder der Vorbereitung auf künftige Vorschriften – Camborough® und DANIC® bieten bewährte, merkmalsbasierte Lösungen für reale Betriebsbedingungen. 

Die Einführung tierwohlgerechter Systeme ist für viele Betriebe ein großer Schritt. Mit der passenden Genetik wird er planbarer – und wirtschaftlich tragfähiger. 

Wählen Sie die Genetik, die Ihre Tierwohlziele unterstützt – ohne Kompromisse. 

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