Warum es wichtig ist
Das Absetzen ist einer der entscheidenden Wendepunkte im Leben eines Ferkels. Es ist eine Phase tiefgreifender physiologischer, ernährungsbedingter und verhaltensbezogener Veränderungen, die – wenn sie schlecht gemanagt wird – die Lebensleistung und das Tierwohl beeinträchtigen kann. Wird sie jedoch strategisch angegangen – mit wissenschaftlichem Hintergrund, strukturierter Herangehensweise und nicht zuletzt Fingerspitzengefühl – wird sie zum Sprungbrett für Gesundheit, Wachstum und Produktivität.
Da die Branche zunehmend auf eine effizientere und tierwohlorientierte Produktion setzt, ist ein präzises Management der Absetzphase keine Option mehr – es ist zwingend notwendig.
Wie PIC und innovative Betriebe die Absetzergebnisse neu definieren
Traditionell wurde das Absetzen als logistisches Ereignis betrachtet – ein fixer Zeitpunkt, bestimmt durch Stallkapazitäten oder wöchentliche Abläufe. Heute verstehen fortschrittliche Betriebe das Absetzen als dynamischen biologischen Prozess, der auf die Reife des Ferkels, den Zustand der Sau und die zukünftige Leistung abgestimmt ist.
Tipps & Tricks für die Praxis
1. Natürliches Absetzen verstehen, um gesteuerte Übergänge zu verbessern
In Wildschweinpopulationen erfolgt das Absetzen schrittweise zwischen der 8. und 17. Woche. Dies ermöglicht eine körperliche und soziale Anpassung. In der modernen Schweinehaltung wird diese Phase jedoch meist auf 21–28 Tage verkürzt. Dieser abrupte Wechsel – Trennung von der Sau, neues Futter, neue Umgebung, neue soziale Struktur – löst die sogenannte „Absetz-Stress-Kaskade“ aus.
Tipp: Das Absetzen vorbereiten, um das natürliche Tempo und allmähliche absetzen nachzubilden. Frühzeitiges Anfüttern im Abferkelstall hilft den Ferkeln, sich an feste Nahrung zu gewöhnen, verkürzt die „Latenzphase“ nach dem Absetzen und unterstützt die Darmgesundheit.
2. Latenzphase minimieren, um die Darmgesundheit zu schützen
Die Latenzphase – zwischen dem Absetzen und dem Beginn der regelmäßigen Futteraufnahme – ist ein besonders risikoreiches Zeitfenster. Ferkel, die verzögert fressen, verlieren Körperreserven, leiden unter Darmzottenatrophie und erleben eine schnelle Veränderung der Mikrobiota, was oft zu Absetzdurchfall führt.
Beispiel: Ferkel, die direkt nach dem Absetzen mindestens 150 g Futter pro Tag aufnehmen, erhalten die Integrität der Darmzotten und können Nährstoffe besser verwerten. Ferkel mit verspäteter Futteraufnahme geraten dagegen in einen Teufelskreis aus verringerte Nährstoffaufnahme und dadurch schlechterem Wachstum.
Maßnahme: Übergangsfutter verwenden, das den Ferkeln aus der Säugephase vertraut sind. Plötzliche Änderungen in Futtertyp oder -form vermeiden.
3. Sozialen Stress gezielt reduzieren: ein versteckter Leistungsfaktor
Das Absetzen trennt Ferkel nicht nur von der Sau, sondern stört auch ihre soziale Struktur. In freier Wildbahn bleiben Ferkel in stabilen Gruppen. Auf dem Betrieb führen Umgruppierungen nach Gewicht oder Geschlecht häufig zu Aggressionen, die den Futterzugang behindern und die Verletzungsraten erhöhen.
Lösungsansatz: Umgruppierungen vermeiden. Falls notwendig, Würfe mit ähnlicher sozialer Erfahrung zusammenführen oder bestehende Gruppen beibehalten. Ausreichend Platz und Futterzugang sicherstellen, um Konkurrenzstress zu minimieren.
4. Erholung der Sau und ihre zukünftige Fruchtbarkeit fördern
Auch für die Sau ist das Absetzen ein entscheidender Moment. Der Wegfall der Laktation löst eine Hormonkaskade aus, die die Rausche einleitet. Sauen in schlechter Körperverfassung zum Zeitpunkt des Absetzens zeigen jedoch oft verspätete Rauschen, geringe Futteraufnahme in der Trächtigkeit und reduzierte Fruchtbarkeit.
Datenanalyse: Für jede Caliper-Einheit, die während der Laktation verloren geht (eine anerkannte Methode zur Erfassung des Körperzustands), sinkt die Gesamtzahl der geborenen Ferkel im nächsten Wurf um 0,27 (Huerta et al. 2020).
Managementstrategie: Sauen beim Absetzen nach Körperkondition kategorisieren. Individuelle Futterkurven nutzen – das gezielte „Flushing“ magerer Sauen durch erhöhte Energieaufnahme nach dem Absetzen verbessert Ovulation und Trächtigkeitsrate.
5. Fütterungsstrategien zur Förderung zukünftiger Leistung
Zum Zeitpunkt des Absetzens ist die Verdauungsentwicklung des Ferkels noch unvollständig. Der Wegfall der Muttermilch und von Enzymen wie Laktase zwingt das Tier, sich auf Maltase und Sucrase zu verlassen – oft bevor der Darm ausreichend entwickelt ist.
Best Practice: Absetzfutter auf Grundlage der Verdaulichkeit und physiologischen Reife formulieren – nicht nur auf Basis der Kosten. Die Rohstoffe sollten besonders schmackhaft, arm an antinutritiven Faktoren und auf eine gesunde Mikrobiota ausgerichtet sein.
Auch die Wasseraufnahme wird oft unterschätzt. Einfache Zugänglichkeit und vertraute Tränken reduzieren das Risiko von Dehydrierung und fördern die Futteraufnahme.
Fazit: ein besserer Weg zum Absetzen
Der Absetzprozess darf nicht länger als standardisiertes Ereignis betrachtet werden. Richtig gemanagt, bietet er eine entscheidende Chance, den Antibiotikaeinsatz zu reduzieren, das Wohlbefinden der Ferkel zu steigern und die Grundlage für eine hohe Lebensleistung zu legen.
Bei PIC sehen wir es als unsere Aufgabe, Sie mit Genetik & Infomaterialien, Tools und Schulungen zu unterstützen. Immer getreu unserem Motto: Never Stop Improving.
Quellen
- Magallón, E., Magallón, P., Beitia, S., Roldán, D., & Prieto, P. (2022). Absetzen in der Schweinehaltung: Optimiertes Management und neue Herausforderungen. SUIS Nr. 185.
- Magallón, P., et al. (2017). Management und Führung nach dem Absetzen. Das abgesetzte Ferkel.
- Piñeiro, C. (2020). Muster der Futteraufnahme während der Laktation und ihr diagnostischer Wert.
- Knauer, M. et al. (2014). Bewertung der Körperkondition von Sauen mithilfe von Caliper-Werkzeugen.
- Interne Daten von PIC – Produktivitäts- und Leistungskennzahlen nach dem Absetzen.