Absetzmanagement (4/8): Worauf kommt es nach dem Absetzen an?

DAS ABSETZEN VON FERKELN: OPTIMALES MANAGEMENT UND NEUE HERAUSFORDERUNGEN – eine 8-teilige Serie

  1. Was passiert beim Absetzen?
  2. Absetzmanagement: Zielsetzungen im Hinblick auf die Sau
  3. Absetzmanagement: Zielsetzungen im Hinblick auf die Ferkel
  4. Haltung der Ferkel nach dem Absetzen
  5. Fütterung der Sau
  6. Fütterung abgesetzter Ferkel
  7. Absetzalter
  8. Arten des Absetzens je nach Alter der Ferkel

Die Autoren:

Emilio Magallón Botaya – Fachtierarzt für Schweine
Sara Beitia Delgado – Agraringenieurin – Landwirtschaftsbetrieb La Almenara
Pablo Magallón Verde – Technical Service PIC
David Roldan Feringan – Tierarzt – Landwirtschaftsbetrieb La Almenara
Patricia Prieto Martínez – Tierarzt bei Inga Food

Bilder von den Autoren zur Verfügung gestellt

Die Umweltbedürfnisse des Ferkels beim Absetzen sind sehr spezifisch und die Bereiche, in denen es sich wohl fühlt, sehr eng und müssen unabhängig vom Produktionssystem erfüllt werden.

Worauf kommt es nach dem Absetzen an?

Der Einsatz hoch fruchtbarer Sauengenetiken hat das Management für die Sauen und Ferkel in vielerlei Hinsicht verändert. Das Absetzen ist eine der Maßnahmen, die am stärksten betroffen ist, insbesondere im Hinblick auf das Alter und das Gewicht der Ferkel. Andererseits machten Gesundheitsprobleme, die sich aus zunehmenden Betriebsgrößen ergaben, und das Auftreten neuer Krankheiten am Ende des 20. Jahrhunderts, die Suche nach Alternativen zur traditionellen Schweineproduktion notwendig. Dies führte zur Etablierung einer geteilten Produktion, die sich in die folgenden Phasen gliedert:

  • Phase I oder Reproduktion
    Der Betrieb hält Sauen und zieht deren Ferkel bis zum Absetzen auf.
  • Phase II oder Ferkelaufzucht
    Phase, in der die Ferkel vom Absetzen bis zur Umstallung in den Mastbetrieb gehalten werden.
  • Phase III oder Mast
    Im Anschluss an die Ferkelaufzucht, bis zum Transport der Mastschweine zum Schlachthof.

Jede dieser Phasen ist durch die unterschiedlichen Ansprüche der Tiere in einem bestimmten Altersabschnitt gekennzeichnet.

Varianten der Ferkelaufzucht

  1. Ferkelaufzucht angeschlossen an den Sauenbetrieb

In der Schweineproduktion weit verbreitetes System, bei dem Reproduktion und Ferkelaufzucht im selben Betrieb stattfinden.

Es gibt zwei typische Konstellationen:

  • Die Mast (Phase III) an einem anderen Ort statt.
    Die abgesetzten Ferkel werden nach dem Absetzen in den Ferkelaufzuchtstall gebracht. Mit jeder Absetzwoche wird ein weiteres Abteil gefüllt. Es gibt keine Vermischung von Tieren unterschiedlichen Alters. Dieses System stellt sicher, dass alle abgesetzten Tiere die gleiche Herkunft haben, und senkt die Produktionskosten, da der Transport abgesetzter Ferkel entfällt.
  • Die Mast (Phase III), findet in demselben Betrieb statt.
    In dieser Situation haben wir es mit einem geschlossenen System zu tun. Diese Form der Produktion ist eher traditionell und typisch für landwirtschaftliche Betriebe mit kleinen und mittleren Sauenbeständen.
  1.  Isowean

Im Isowean-Betrieb ist die Aufzucht der Ferkel sowohl vom Sauenbetrieb als auch vom Mastbetrieb getrennt. Das Wort ist abgeleitet von “Isolated” und “Weaning”.

Im Idealfall stammen alle Ferkel aus einem einzigen Betrieb und sind alle gleich alt.
Dies ermöglicht ein “all in/all out”-Management des gesamten Bestandes/Abteils, was sich in gesundheitlicher und logistischer Hinsicht positiv auswirkt. Die Realität sieht jedoch oft anders aus, denn um einen Isowean-Stall auf diese Weise zu füllen, bräuchten wir einen sehr großen Sauenbetrieb, der oft nicht zur Verfügung steht. Daraus ergeben sich “Übergänge” unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Herkunft. Je weiter wir uns von der oben erwähnten idealen Situation entfernen, desto mehr Probleme werden auftreten.

  1. Absetzen bis Mastende (Wean-to-Finish)

Bei diesem Produktionssystem werden die abgesetzten Ferkel in speziell ausgestattete Betriebe gebracht, wo die Tiere bleiben, bis sie schlachtreif sind und dann zum Schlachthof transportiert werden.

Diese Einrichtungen müssen zum einen den notwendigen Komfort für die ersten Phase der Aufzucht bieten, d. h. für Ferkel mit einem Gewicht von 6-7 kg, und andererseits den Ansprüchen von Läufern und Mastschweinen bis hin zur Endmast mit einem Gewicht von 110-120 kg genügen.

Sie sind mit Heizsystemen und einer “Multi-Age”-Ausstattung mit Trögen und Tränken ausgestattet, die sich an das unterschiedliche Alter der Tiere anpassen lassen.

Vorteile

Dieses System hat unter dem Gesichtspunkt des Tierschutzes mehrere Vorteile.

  • Nur zwei Transporte des Ferkels während seines Lebens notwendig, was ebenfalls ein wirtschaftlicher Vorteil ist.
  • Die Umgewöhnung an eine neue Bucht erfolgt nur einmal.

Nachteile

  • Höherer Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften.
  • Die Kapazitäten sind während eines großen Teils der Aufzucht nicht ausgelastet.

Die wichtigsten Merkmale der verschiedenen Arten der Ferkelaufzucht sind in Tabelle 1 aufgeführt.

Tabelle 1: Vergleich verschiedener Varianten der Ferkelaufzucht

AI-AO: All In/All Out (Alles-rein/Alles-raus); R&D: Reinigung und Desinfektion.

Gestaltung der Ferkelaufzucht

Ziel der Gestaltung der Ferkelaufzucht ist es, den Ferkeln die Anpassung an den neuen Lebensabschnitt zu ermöglichen und die erwarteten Produktionsziele zu erreichen.

Kalkulation der benötigten Kapazitäten

Die Größe der Ferkelaufzucht wird durch mehrere Aspekte bestimmt. Natürlich ist eine klassische Ferkelaufzucht nicht dasselbe wie ein Betrieb, in dem die Tiere vom Absetzen bis zum Mastende gehalten werden. Wichtig ist auch, ob der Aufzuchtbetrieb Ferkel aus einem einzigen Betrieb oder aus mehreren Betrieben erhält. Im ersten Fall muss die Anzahl der Ferkelaufzuchtplätze der Produktivität des vorgeschalteten Sauenbetriebs angepasst werden.

EU-Richtlinien legen die Mindestanforderungen für den Platzbedarf fest. Tabelle 2 zeigt den Flächenbedarf für die verschiedenen Gewichtsklassen. Diese Werte sind etwas knapp bemessen, und es ist gängige Praxis, den Platz pro Tier um etwa 10 % zu erhöhen.

Wir empfehlen eine Mindestfläche von 0,25 m2 pro 20 kg Ferkel.

Tabelle 2: Erforderliche Fläche für jedes Tier entsprechend seinem Gewicht.

Ferkelgewicht (kg)Platzangebot (m²/Ferkel)
<100,15
10-200,20
>200,35

Haltung der Sauen nach dem Absetzen

Sobald die Sauen abgesetzt sind, werden sie in den Bereich, der für die Rauschestimulierung und -kontrolle vorgesehen ist (Arena, Auslauf, Deckzentrum etc.), gebracht, wo sie in Gruppen oder in Einzelständen untergebracht werden können. In den Einzelständen werden sie dann bei Brunsteintritt besamt. Sauen, die in Gruppenbuchten abgesetzt werden, haben ein kürzeres Intervall zwischen Absetzen und Rauscheeintritt, was auf den Effekt der Interaktion mit Sauen zurückzuführen ist, die zum ersten Mal rauschen.

Es ist wichtig, dass etwa 14-16 Stunden pro Tag Licht mit einer Leistung von 200 Lux vorhanden ist (Abbildung 1).

Seit kurzem gibt es neue automatische Systeme, die die Brunsterkennung erleichtern. Dabei handelt es sich in der Regel um Systeme mit Sonden oder Kameras, die über den abgesetzten Sauen angebracht sind. Diese Einrichtungen erfassen die individuelle Aktivität der Sauen. Kommt eine Sau in Rausche, zeigen sie ein viel aktiveres Bewegungsmuster. Diese Daten werden von einem Computerprogramm aufgezeichnet, und ein Algorithmus in dem Programm bestimmt den theoretischen Zeitpunkt des Eisprungs und gibt den optimalen Besamungszeitpunkt für jede Sau an.

Abbildung 1: Deckzentrum mit Lichtband, zur Förderung der Rausche – Beispiel aus Spanien.

Umweltansprüche des Ferkels

Die Schaffung optimaler Umweltbedingungen für Absetzferkel ist eine wesentliche Voraussetzung für maximale Produktivität und Rentabilität. Das bedeutet, dass die verschiedenen Parameter so genau wie möglich kontrolliert werden müssen. Die Tiere müssen die für ihr Wohlbefinden ideale Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Luftrate erhalten (Tabelle 3), und wir müssen in der Lage sein, sie so gut wie möglich zu überwachen.

Tabelle 3: Temperatur- und Lüftungsempfehlungen in der Ferkelaufzucht in Abhängigkeit von Aufzuchtwoche und Jahreszeit, angepasst nach Queiles und Hevia (2006).

Anzahl der Ferkelaufzuchtplätze pro Sau

Traditionell wurden 3 Ferkelaufzuchtplätze pro Sau benötigt, allerdings bei einer Produktion von etwa 20-25 Ferkeln pro Sau und Jahr. Bei der derzeitigen Produktivität sollten wir bei einer Produktivität von 25 bis 30 Ferkeln mit mindestens 4 Plätzen kalkulieren, und bei mehr als 30 abgesetzten Ferkeln benötigen wir 5 Aufzuchtplätze pro Sauenplatz, um ausreichend Kapazitäten für eine Aufzuchtdauer von 5-6 Wochen zu haben.

Diese Artikelserie wurde erstmals in der Fachzeitschrift SUIS veröffentlicht.