Kolostrum-Management

Das macht den Unterschied – Für mehr Ferkel und für bessere Ferkel

Die Bedeutung von Kolostrum für die Vitalität und Gesundheit von Ferkeln ist unbestritten. Kolostrum liefert Energie und Flüssigkeit zur Aufrechterhaltung lebenswichtiger Körperfunktionen. Außerdem bietet es Schutz gegen Krankheitserreger durch lokale (Verdauungstrakt) und systemische Immunität. Saugferkelverluste sind nach wie vor eine der größten Herausforderungen in der erfolgreichen Ferkelerzeugung. Untersuchungen zeigen, dass eine Menge von 200 ml Kolostrum am ersten Tag die Überlebensrate von Ferkeln, die mit 900 bis 1.100 Gramm geboren wurden, um das 4- bis 5-fache erhöht (Ferrari et al. (2014)).

Eine der Herausforderungen besteht darin, möglichst vielen Ferkeln die Chance zu geben, genügend Kolostrum erhalten. Dies gilt zum einen für Ferkel in (besonders) großen Würfen und zum anderen auch für Ferkel, die (deutlich) leichter auf die Welt gekommen sind als ihre Wurfgeschwister. “Es gibt verschiedene Arten des Kolostrummanagements, um eine angemessene Kolostrumaufnahme zu gewährleisten”, sagt Christiane Tülp, Produktionsberaterin bei PIC. “Ferkelerzeuger sollten proaktiv überlegen, welche Art von Kolostrummanagement sie in ihrem Betrieb konsequent umsetzen können.”

Geteiltes Säugen

Das geteilte Säugen ist die am einfachtsen umsetzende Methode, auch im Hinblick auf den erforderlichen Arbeitsaufwand. Beim geteilten Säugen wird ein großer Wurf nach Abschluss des Abferkelns in zwei Gruppen geteilt. Die Gruppen werden für 90 Minuten getrennt, und die kleineren Ferkel können mit weniger Konkurrenz säugen. Das geteilte Säugen wird häufig bei großen Würfen mit mehr Ferkeln als funktionierenden Zitzen eingesetzt. Es ist auch sinnvoll für Würfe mit ungleichem Geburtsgewicht, bei denen die kleinen und mittleren Ferkel eindeutig im Nachteil sind, wenn es darum geht, eine Zitze zu finden und sie zu behalten, wenn es zu Rangkämpfen kommt.

Einige Tipps:

  • Entfernen Sie die zuerst geborenen bzw. die größten 5 bis 7 Ferkel, damit die kleineren Ferkel ohne Konkurrenz säugen können.
  • Wie bereits erwähnt, ist dieses Verfahren nicht für jeden geborenen Wurf notwendig.
  • Warten Sie, bis 15 oder mehr Ferkel geboren sind, bevor Sie mit dem geteilten Säugen beginnen.
  • Nehmen Sie die Ferkel nie von der Sau weg, solange sie noch ferkelt.

Wichtig ist die Organisation: Machen Sie jeden Tag zwei Runden – eine frühmorgens für die über Nacht geborenen Würfe und eine zweite Runde für die tagsüber geborenen Würfe.

Säuge-Training

Die zweite Möglichkeit ist das sogenannte Säuge-Training. Den Ferkeln wird beigebracht, an den Zitzen zu trinken. Grundsätzlich hält man die Ferkel so lange an den Zitzen, bis das Säugeverhalten etabliert ist. Dies muss innerhalb von 30 Minuten nach der Geburt geschehen und, falls erforderlich, ein zweites Mal 60 Minuten nach der Geburt. Konzentrieren Sie sich auf Ferkel, die bei der Geburt zwischen 900 und 1.200 Gramm wiegen. Es ist wichtig, dass der Zeitraum zwischen Geburt und Säugetraining so kurz wie möglich ist.

Einige Tipps:

  • Markieren Sie die Ferkel in der Reihenfolge ihrer Geburt
  • Wählen Sie einen passenden Gesäugestrich
  • Führen Sie das Säuge-Training innerhalb von 30 Minuten nach dem Abferkeln durch.
  • Falls erforderlich, wiederholen Sie das Training 60 Minuten nach der Geburt.
  • Ziel ist es, dass die Ferkel nach dem Eingriff selbstständig Kolostralmilch trinken.

Manuelle Kolostrumabnahme und -verabreichung

Die dritte Option des Kolostrummanagements ist die manuelle Gewinnung und Verabreichung. Diese Methode erfordert mehr händischen Arbeitsaufwand als die beiden zuvor beschribenen Möglichkeiten. In der Praxis erfordert dieses Verfahren bislang zu viel Zeit und Mühe, als dass es wahrscheinlich in größerem Umfang eingesetzt werden könnte. Daher ist diese Option auf Betriebe mit einer geringeren Anzahl von Sauen pro Vollzeitbeschäftigten beschränkt. Damit diese Methode erfolgreich ist, ist es wichtig, die richtige Sau und die richtigen Ferkel für die Entnahme bzw. Verabreichung von Kolostarlmilch zu finden.

Melken Sie am besten Sauen im dritten bis fünften Wurf. Am besten eignen sich die ersten drei Zitzenpaare. Vermeiden Sie kleine Striche. Melken Sie das Kolostrum 1 bis 3 Stunden nach der Geburt der ersten Ferkel. Zur Unterstützung der Milchproduktion empfiehlt sich eine Oxytocin-Injektion 30 Minuten zuvor, befragen Sie Ihren Tierarzt hierzu. Schauen Sie sich die Striche genau an: Ein guter Strich ist lang, hat eine gute Entwicklung der Milchdrüsen und ausreichend Abstand zu den Nachbarstrichen. Ein Strich mittlerer Qualität ist kurz, aber hat gut entwickeltes Drüsengewebe.

Der nächste wichtige Schritt ist die Auswahl der Ferkel, die mit Kolostrum versorgt werden sollen. Am wichtigsten sind die Ferkel, die unterkühlt sind und/oder leere Bäuche haben. Ebenfalls Kandidaten für eine manuelle Kolostrumverabrecihnung sind Ferkel, die mit 900 bis 1.200 Gramm geboren wurden, aber Schwierigkeiten beim Säugen haben. Obwohl Kolostrum bis zu 24 Stunden nach der Geburt verabreicht werden kann, ist es besser, es innerhalb der ersten sechs Stunden zu verabreichen.

Bei der Kolostrumversorgung kann die Art des verwendeten Nuckels einen großen Einfluss auf das Saugverhalten des Ferkels haben. Die richtige Größe, Öffnung und Weichheit sind wichtig. Es braucht etwa 1:40 min für die Aufnahme von 30 ml. Dies entspricht einer “Mahlzeit”. Wenn das Ferkel klein ist, geben Sie so viel wie es möglich ist ohne Kolostrum zu verkleckern (max. 30 ml). Das Saugverhalten des Ferkels ist letztendlich entscheidend die erfolgreiche Aufnahme der gewünschten Menge. Unserer Erfahrung nach, ist es schwierig, einem Ferkel mehr als 30 ml einzuflößen, meist zeigen sie dann ein vermindertes Saugverhalten und neigen zu Lethargie/Erschöpfung.

Einige Tipps:

  • Verwenden Sie bei der Entnahme eine Flasche mit einer weiten Öffnung, um die ermolkene Kolostralmilch möglichst vollständig auffangen zu können.
  • Vergeuden Sie keine Zeit mit Sauen, die nicht genug Kolostrum zum Abmelken produzieren.
  • Kalkulieren Sie mit 15 bis 20 Sauen, um 1 Liter (1.000 ml) Kolostrum zu sammeln.
  • Kalkulieren Sie mit 1 Stunde, um 1 Liter Kolostrum zu sammeln.
  • In der Regel dauert es 2 Minuten um 30 ml abzumelken.

Christiane Tülp ergänzt: “Richtiges Kolostrum-Management ermöglicht es jedem Schweineproduzenten, seine biologischen und wirtschaftlichen Ergebnisse zu verbessern. Wir von PIC’s Techical Service Team Technischen Dienstes von PIC stehen Ihnen bei diesen und allen anderen Management-Themen zur Seite.”

Gemeinsam können wir die langfristige Gesundheit und Produktivität Ihrer Herde maximieren.