PIC®Endstufeneber – immer die richtige Wahl

Dr. Pieter Knap, Zuchtleiter PIC Deutschland GmbH

Die Anforderungen von Landwirten, Vermarktern und Schlachtunternehmen an ‘das Schlachtschwein’ unterliegen derzeit einem Wandel. Wo noch bis vor wenigen Jahren Piétraineber als Vater für Mastschweine außer Diskussion standen, rücken Alternativen in den Fokus. Doch wonach gilt es, die Entscheidung zu treffen?

Die dominierende Endstufeneberrasse in Deutschland ist (immer noch) der Piétrain. Seit Jahrzehnten bietet PIC® mit dem PIC®408 einen in reiner Linie gezogenen Piétrain-Eber an, hauptsächlich in Deutschland und seinen Nachbarländern, sowie in Osteuropa und Spanien. In Deutschland hat sich der PIC®408 zum klaren Marktführer im Segment der magerfleischbetonten Schlachtschweinevermarktung entwickelt, da er neben den typischen Piétrain-Eigenschaften Vorteile in Robustheit und Wuchs mitbringt.

Zwei recht neue Alternativen auf dem deutschen Markt sind der PIC®410 Kreuzungseber und der PIC®800 Duroc-Eber.

PIC®410 ist eine Kreuzung aus PIC®408 und PIC®337. Letzterer ist eine weiße synthetische Linie mit Zuwachsrate und Futtereffizienz als ihren stärksten Eigenschaften. In Europa wird der PIC®337 hauptsächlich in Russland, der Ukraine, Osteuropa, Großbritannien und Italien eingesetzt.

PIC®800 ist eine reinrassige Duroc-Linie dänischen Typs mit Fokus auf Zuwachs, Robustheit und Fleischqualität sowie einer hohen Futteraufnahmekapazität; in Europa wird er hauptsächlich in Spanien, Frankreich, Russland und Großbritannien verwendet.

PIC®408, PIC®410 und PIC®800 – jeder hat sein typisches Leistungsprofil

Abbildung 1 zeigt die genetischen Trends der wichtigsten Produktionsmerkmale dieser drei Linien. Die roten Pfeile verdeutlichen den aktuellen Leistungsunterschied zwischen PIC®408 und PIC®410. Im Vergleich zum PIC®408 wächst der PIC®410 um 70 Gramm pro Tag schneller und frisst 60 Gramm Futter pro Tag mehr. Dies führt zu einem um 0,06 kg/kg besseren Futterverwertung. Der Magerfleischanteil beim PIC®410 ist um einen halben Prozentpunkt geringer als bei PIC®408. Die Verlustrate nach dem Absetzen seiner Nachkommen ist 1,1 % niedriger. Mit den ökonomischen Grenzwerten dieser Merkmale für den deutschen Markt (2020) ergibt sich ein Nettovorteil von 5,20 Euro je aufgestalltem Mastschwein, bezogen auf die Reinzucht. Für Kreuzungsnachkommen – also Mastschweine – können wir die Hälfte ansetzen, da bekanntermaßen die Hälfte der Genetik eines Mastschweines vom Vater kommt (bei gleicher Sauengrundlage).

Ganz anders sieht der Vergleich von PIC®408 mit PIC®800 aus: Diese Duroc-Linie wächst noch schneller als der PIC®410, benötigt dafür aber wesentlich mehr Futter. Dies führt zu einer ungünstigeren Futterverwertung. Magerfleisch hat der PIC®800 deutlich weniger als der PIC®408. Dafür leistet er aber in punkto Robustheit deutlich besser: Nochmals um 1 %-Punkt niedrigere Verlustrate als beim PIC®410. Alles in allem bringt dies ungefähr den gleichen Nettowert wie beim PIC®408. Dieser ökonomische Gesamtwert ergibt sich allerdings aus einem ganz anderen Zusammenspiel der Produktionsmerkmale: Mehr Umtriebe und weniger Verluste beim PIC®800 gegenüber einem effizienteren Magerfleischansatz beim PIC®408.

Fazit

Diese drei Eberprodukte wurden für unterschiedliche Produktions- und Marktbedingungen entwickelt, und das zeigen sie deutlich in ihren Leistungsprofilen. Das bedeutet für Ferkelerzeuger und Mäster, dass sie ihre Entscheidung für dieses oder jenes Profil anhand ihrer betrieblichen Produktionssituation und ihres Vermarktungsweges treffen müssen. Es gibt kein “One size fits all” oder “das perfekte Schwein”. Vielmehr ergeben sich bei sich ändernden Bedingungen in der Schweineproduktion neue Alternativen: PIC®410 und PIC®800 sind hier sinnvolle Möglichkeiten zum bewährten PIC®408.

Vergleich zu anderen Genetiken

Eine andere Frage ist, wie diese drei Eberprodukte im Vergleich zu jedem ihrer direkten Konkurrenzprodukte abschneiden: PIC®408 im Vergleich zu anderen Pietrain-Linien, PIC®800 zu anderen Duroc-Linien, PIC®410 zu anderen Kreuzungsebern. Die PIC führt ihr eigenes internes Warentestprogramm durch, und Abbildung 2 zeigt Ergebnisse solcher Vergleiche. Wir haben hier nicht genug Platz, um auf alle relevanten Produktionsmerkmale einzugehen, deshalb betrachten wir hier den Nettowert (Überschuss über Futterkosten je aufgestalltem Mastschwein). Die Ergebnisse zeigen: Ein Mastschwein mit PIC®408-Vater liefert 3 bis 11 Euro mehr als die Nachkommen anderer Pietrain-Linien. PIC®800 Nachkommen liefern zwischen 2 bis 5 Euro mehr als konkurrierende Duroc-Nachkommen, und beim PIC®410 (ein relativ neues Produkt mit noch wenigen Vergleichstests) sind es 2 bis 3 Euro.

Abbildung 2: Produktvalidierungsergebnisse